7 Dinge, die Agilität garantiert ausbremsen

Die Frage der Stunde lautet: Wie wird mein Unternehmen agiler? Dafür kann es sinnvoll sein, mal zu reflektieren, was garantiert NICHT zu Agilität führt. Lesen Sie hier 7 Dinge, die Agilität den Garaus machen können.

Für Unternehmen in turbulenten Marktumfeldern ist es wichtig, konkurrenzfähig zu bleiben. Ein Schlüssel dafür: Agilität. Im Beitrag Das 1×1 des agilen Mindsets habe ich geschrieben, was Mittel sein können, um das agile Mindset Ihrer Mitarbeiter zu fördern: Visionsarbeit, klare Rollen, Feedback, authentisches Verhalten und enge Kommunikation. Damit schaffen Sie es, die Steinzeitgene Ihrer Mitarbeiter mit der VUCA-Welt zu versöhnen und die Grundbedürfnisse nach Orientierung, verlässlicher Gemeinschaft und Selbstbestätigung zu befriedigen.

In der Praxis sieht das aber oft nicht so rosig aus. In seinen „8 Regeln für totalen Stillstand“ brachte der vom Manager Magazin zu Deutschlands Querdenker Nr. 1 gewählte Prof. Dr. Peter Kruse die Situation bereits vor Jahren zum Ausdruck. Mit einem Augenzwinkern erlaube ich mir, diese Regeln auf Agilität zu übertragen und in Anlehnung die „7 Dinge, die Agilität garantiert ausbremsen“ zu formulieren:


#1 Entscheide alles selbst und gib dann totale Freiheit

Wie kann man Agilität ausbremsen? Sprechen Sie von Agilität und machen Sie trotzdem alles selbst. Mischen Sie sich überall ein und halten Sie alles fest im Griff. Planen Sie Projekte detailliert durch und kontrollieren Sie penibel die Umsetzung. Je mehr Mikromanagement, desto besser. So verpufft für Ihre Mitarbeiter jede Chance, eigene Ideen einzubringen. Wenn Sie dann noch sporadisch Tage einstreuen, in denen Sie den Leuten völlige Freiheit lassen, ist die Verwirrung vollständig. Auch gutwillige Mitarbeiter werden Sie nicht als authentisch erleben, wenn Sie Agilität fordern.


#2 Setz‘ Gerüchte in die Welt und vermeide offizielle Statements

Agilität braucht als Voraussetzung eine professionelle Unternehmenskommunikation. Wenn Sie Agilität vermeiden wollen, dann sorgen Sie für möglichst wenig offizielle Informationen und würzen Sie den Informationscocktail noch mit ein paar unbedachten Äußerungen in Meetings oder auf dem Flur. Die Mitarbeiter werden dann versuchen, sich die Geschehnisse selbst zusammenzureimen, wilde Verschwörungstheorien aufstellen und sich viel in der Kaffeeküche dazu austauschen. Zeit, die sie eigentlich auch in ein Projekt investieren könnten.


#3 Starte möglichst viele Projekte gleichzeitig

Wer im Hamsterrad sitzt, verliert die Zeit, um über agile Wendemanöver nachzudenken. Wenn Sie also Agilität verhindern wollen, dann zetteln Sie so viele Veränderungen wie möglich an. Am besten zur selben Zeit. Dadurch überfordern Sie Ihre Mitarbeiter und tragen dazu bei, dass die Umsetzung auf der Strecke bleibt. Geben Sie auch auf keinen Fall Details dazu weiter, wo die Prioritäten liegen und vermeiden Sie unbedingt den Dialog darüber. Dies sind ganz wichtige Aspekte für Anti-Agilität, denn sie überfordern Ihr Team maßlos.


#4 Sorg‘ für internen Wettstreit

In agilen Organisationen denkt jeder mit. Wenn Sie das also unterbinden wollen, konzentrieren Sie sich nur auf die Mitarbeiter, die aus Ihrer Sicht die besten sind. Loben Sie Wettbewerbe aus, prämieren Sie unbedingt nur den Ersten. Das nagt am Selbstwert der anderen und sorgt dafür, dass sich die Mitarbeiter mit sich selbst beschäftigen und sich vielleicht noch gegenseitig behindern. Gute Möglichkeiten also, um Agilität einzudämmen.


#5 Such‘ den Schuldigen

Agilität gibt’s nur angstfrei. Fehler sind also tolle Hebel für weniger Agilität, und zwar, wenn man sie bestraft. Tritt projektbezogen oder im Unternehmen ein Problem auf, dann suchen Sie den Schuldigen. „Wer ist schuld?“ – das sollte die Frage sein, die Sie sich immer zuerst stellen sollten. Analysieren Sie bis ins Detail. Packen Sie das Problem an der Wurzel und entlassen Sie den Schuldigen. Dann überlegen sich die Leute schnell jeden Schritt genau – das Gegenteil von Agilität eben.


#6 Diskutier‘ nie über bestehende Regeln

Der Weg zum agilen Unternehmen geht über neue Organisationsformen und neue Regeln der Organisation. An die Stelle straff organisierter Linienhierarchien tritt die Eigendynamik selbstorganisierter Netzwerke. Wenn Sie also Agilität für Ihr Unternehmen verhindern wollen, dann lassen Sie sich auf keinen Fall auf Diskussionen über neue agile Methoden ein. Belächeln Sie Mitarbeiter, die Sie darauf aufmerksam machen möchten. Bestehende Regeln erhalten den Status quo und dann passt man auch die Organisation nicht flexibel und agil an.


#7 Entscheide möglichst schnell

Der Reiz von agilen Netzwerken ist, dass sie möglichst komplex ausgeleuchtete Antworten auf Probleme oder Kundenwünsche finden. Wenn Sie also Agilität verhindern möchten, dann peitschen Sie ihre Themen durch. Sorgen Sie stets dafür, dass Ihre Anträge schnell Zustimmung erhalten. Vermeiden Sie auch hier die Diskussion und stellen Sie Kritiker kalt. So machen sich Ihre Leute schnell keine Gedanken mehr – erst wieder, wenn sie das Meeting verlassen haben und auf dem Flur darüber reden.

 

Diese Punkte sind spitz formuliert. Ich weiß. Aber sie sollen ja auch anregen, kontrovers zu denken. Wir könnten auch noch weitere Punkte anfügen: Die Liste ließe sich trefflich erweitern. Aber ich belasse es erst einmal bei der Übertragung der „8 Regeln für totalen Stillstand“ von Peter Kruse auf Agilität. Vielleicht ist ja der eine oder andere Gedankengang dabei, der Ihnen hilft.

 


Artikel zitieren

Burg, M. (2018): 7 Dinge, die Agilität garantiert ausbremsen / VUCA TO GO, in: VUCABLOG [Weblog], 24.8.2018, Online-Publikation: https://blog.monikaburg.com/2018/08/24/vuca-to-go-7-dinge-die-agilitaet-garantiert-ausbremsen/, Abrufdatum: TT.MM.JJJJ

 

Bildquelle: Erwan Hesry – unsplash.com

 

Zuletzt aktualisiert am 24.8.2018