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Disruption für Dummies: Diese 5 Wahrheiten solltest du kennen

Wir leben in einer der spannendsten Zeiten der Geschichte: Noch nie fanden so viele Veränderungen in so kurzer Zeit statt. Aus diesen entwickeln sich sowohl Chancen als auch Risiken. Wie wir lernen, mit disruptiven Entwicklungen erfolgreich umzugehen, hängt maßgeblich von unserer inneren Einstellung ab. Das sind die Hintergründe.

Hast du schon einmal von Joshua Cooper Ramo gehört? Das Weltwirtschaftsforum nannte ihn „einen der führenden im Ausland geborenen Gelehrten Chinas“. Ramos Ansichten zur globalen Politik und Wirtschaft griffen das Wall Street Journal, die New York Times und das Fortune Magazine in ihren Artikeln auf. In seinem New York Times Bestseller „The Age of the Unthinkable“ (dt. Das Zeitalter des Unfassbaren) schreibt er, warum uns die neue „World Disorder“ (dt. Unordnung der Welt) immer wieder überrascht und was wir dagegen tun können. Ramo ruft jedoch nicht dazu auf, diese Entwicklungen zu verhindern – sondern das Unvermeidbare anzunehmen und den Umgang damit zu erlernen. Ich erlaube mir, seine weltpolitischen und weltökonomischen Anstöße aufzunehmen und daraus fünf Wahrheiten über disruptive Zeiten abzuleiten, deren Kenntnis dir den Umgang damit erleichtern soll.

 

#1 Mehr Akteure bedeuten mehr Störungen

„Es hat sich eigentlich nichts großartig verändert, wir können also so weitermachen wie bisher“ – auf diese grundsätzliche Annahme zu vertrauen, wäre falsch und würde dich nicht in die Zukunft tragen. Schließlich tendiert die Wahrheit tatsächlich in die gegensätzliche Richtung. Dadurch, dass immer mehr Akteure über immer mehr digitale Endgeräte wie Smartphones, Smartwatchs, Tablets oder Laptops immer mehr und immer schneller kommunizieren, entstehen permanent Störungen. Diese engmaschigen Verbindungen zwischen den Menschen können sich schnell aufschaukeln und disruptive Kräfte entwickeln. Ein Vorgang, der sich zukünftig noch verstärken wird. Erinnern Sie sich zum Beispiel an das Angebot eines Discounters (600 Gramm Schnäppchen-Steaks für 1,99 Euro), das vor Kurzem einen Shitstorm kritischer Verbraucher auslöste? Vor zehn Jahren wäre eine solche Störung (Disruption) noch nicht möglich gewesen. Nun schon. Denn durch die kurzen Wege, die uns die heutige Technik ermöglicht, können sich positive wie auch negative Nachrichten in Windeseile verbreiten und zu einer Gefahr für Geschäftsmodelle werden. Also: Störungen und damit einhergehender Wandel sind künftig nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Sie entwickeln sich zu einem festen Teil unserer Zukunft. Disruption ist das neue Normal und wir müssen lernen, damit umzugehen. Wer das schon einmal als Fakt annehmen kann, ist bereit, sich darauf einzustellen.


#2 Mehr Akteure bedeuten mehr Möglichkeiten

„Alles wird schlechter, überall lauern Gefahren“ – ebenfalls ein Irrtum. Natürlich bergen die unzähligen Optionen und Störungen Potenzial für negative Entwicklungen. Wir können aber auch Chancen aus ihnen ziehen. Du hast es selbst in der Hand, global und im Kleinen. Du kannst die Welt oder dein Unternehmen schneller als jemals in der Geschichte ins Positive verändern. Natürlich kann niemand abschätzen, was die vernetzten Nutzer mit ihren unbegrenzten Optionen tun werden. Innovation und Ausprobieren sind daher besonders wichtig. Wir beobachten heute ein Rennen. Ein Rennen zwischen der Disruption zum Guten und der Disruption zum Schlechten. Und wir nehmen ständig selbst daran teil. Sei daher offen, dich ständig neu zu erfinden, Neues zu tun, Neues zu integrieren und Bewährtes loszulassen. Und vor allem: Sei vernetzt. Denn ohne diese Aspekte bist du nicht Teil des Spiels.


#3 Mehr Akteure bedeuten eine bessere Risikoverteilung

„Es wird alles immer schneller und unvorhersehbarer, das muss für mich persönlich sicher ein großes Risiko bedeuten“ – diese Aussage stimmt nur zum Teil. Denn die starke Vernetzung der Menschen bedeutet auch, dass es einfacher ist, Risiken zu verteilen. Nehmen wir zum Beispiel das Crowdfunding. Bei diesem reduziert sich das Ausfallrisiko von Krediten für den Einzelnen. Gleichzeitig stellt es eine Beteiligung an der Rendite in Aussicht. Auch für dein Unternehmen finden sich durch die zunehmende allumfassende Vernetzung viel schneller Partner als früher, für Privatpersonen sind sehr hilfreiche Informationen jederzeit und überall verfügbar. Also: Nutze die Möglichkeiten der Netze, um dein persönliches Risiko abzuschwächen und deine Fühler nach erfolgsversprechenden Partnerschaften auszustrecken.


#4 Ein weiter Blick bedeutet klareres Sehen

„Ich muss mich auf das Wesentliche konzentrieren“ – dieses Mantra mag in vielerlei Hinsicht stimmen. Insbesondere, wenn im Beruf einige Aufgaben gleichzeitig auf dich zukommen, ist es wichtig, den Überblick zu behalten. Für deine Wahrnehmung gilt dies allerdings nicht. Denn wenn du den Blick weitest, siehst du mehr: mehr aufziehende Störungen, mehr Optionen, mehr Risikofaktoren. Doch wie schaffen wir es, das große Ganze im Blick zu behalten? Westlich geprägte Menschen neigen dazu, den Blick auf das Wesentliche zu verengen. Hier hilft ein Blick gen Osten, denn Asiaten haben eine fundamental andere Art, die Welt wahrzunehmen. Auf diese Weltansicht machte der amerikanische Sozialpsychologe Richard Nisbett aufmerksam. Zum Beispiel in seinem „Aquarium-Experiment“ zeigte er japanischen und amerikanischen Studenten eine Aquarium-Szene am Bildschirm. Anschließend bat er die Studenten, zu beschreiben, was sie gesehen hatten. Die Amerikaner fokussierten sich in ihrer Wiedergabe fast nur auf die großen Fische. Die Asiaten hingegen schilderten auch die Form der Algen und Steine bis ins Detail. Insgesamt erwähnten sie 70 Prozent mehr Randaspekte. Und während fast alle Amerikaner gleich im ersten Satz auf die Fische Bezug nahmen, begannen viele Asiaten mit einer Beschreibung der Bodenbeschaffenheit oder Flora. Asiaten nehmen vernetzter wahr und daher sagt man, dass sie mit Disruption und Wandel besser umgehen können. Also: Öffne deinen Blick. Betrachten Sie auch den Kontext – und nicht nur das vermeintlich Wichtigste.


#5 Mehr Störungen bedürfen einer höheren Resilienzfähigkeit

„Was kann ich schon machen“ – disruptive Zeiten können den Menschen leicht überfordern und verunsichern. Denn vernetzte Systeme haben ihre eigenen Regeln und fordern uns durch Veränderungen, Rückschläge und Schnelllebigkeit ständig heraus. Wir können uns nicht versichern gegen Wandel, wir können ihn aber auch nicht aufhalten. Was können wir also tun? Wir können daran arbeiten, besser damit umzugehen. Nicht alles ist immer sofort eine riesige Katastrophe, nicht jeder Schlag ins Kontor ist gleichbedeutend mit dem persönlichen Untergang. Wie sagen es die Kölner so schön: „Et hätt noch emmer joot jejange.“ Der wichtigste Begriff in diesem Zusammenhang lautet Resilienz. Dieser bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und soziale Ressourcen sogar als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Konzentriere dich also auf deine eigene Widerstandsfähigkeit und entwickele sie weiter.

 

Mir ist bewusst, dass es bei Weitem nicht trivial ist, sich auf Basis der fünf genannten Wahrheiten eine neue Einstellung zur Disruption anzueignen. Aber je länger du über diese nachdenkst, desto eher werden sie zu deinen neuen Orientierungspunkten. Und vielleicht erleichtert es dir im Laufe der Zeit dann doch hier und da den Umgang mit den stürmischen Zeiten, in denen wir leben dürfen.
 


 


Artikel zitieren

Burg, M. (2019): Disruption für Dummies: Diese 5 Wahrheiten sollten Sie kennen / VUCA TO GO, in: VUCABLOG [Weblog], 01.02.2019, Online-Publikation: https://blog.monikaburg.com/2019/02/01/vuca-to-go-14-disruption-fuer-dummies-diese-5-wahrheiten-sollten-sie-kennen/, Abrufdatum: TT.MM.JJJJ

 

 

Bildquelle: andreas160578 – pixabay.com

 

Zuletzt aktualisiert am 01.02.2019